Frühling in Tunesien – auf den Spuren von Farben, Licht und Geschichte

Meine Frühlingsreise durch Tunesien war eine Fototour voller Farbintensität, Ornamentik und landschaftlicher Kontraste, von Mittelmeerstränden und Olivenhainen bis zur Magie der Sahara und den Bergoasen des Südens. Zwischen ursprünglicher Natur und imposanten UNESCO-Stätten suchte ich nach Motiven, die den Zauber des Landes sichtbar machen. Schon 1914 reisten Paul Klee, August Macke und Louis Moilliet hierher, fasziniert von Licht, Farbe und Formen. Ihre Bilder veränderten die Kunst, meine zeigen ein Tunesien zwischen Tradition und Aufbruch, zwischen antiken Ruinen und lebendigen Medinas, das zu eigenen Entdeckungen einlädt.

Von Tunis bis Sidi Bou-Said: quirlige Souks, kolonialer Glanz und weiß-blaue Häuser

Meine Tour durch Tunesien begann in der Hauptstadt Tunis. In der Altstadt ließ ich mich durch die verwinkelten Souks treiben, wo Händler ihre Waren unter farbenfrohen Tüchern anboten und der Duft von Gewürzen durch die Gassen zog. Hinter dem Tor zur Medina flanierte ich im Baumschatten des eleganten Prachtboulevards Avenue Habib Bourguiba zwischen französischen Belle-Époque-Fassaden und dem Uhrenturm am geschichtsträchtigen Place du 14 Janvier 2011.

Besonders eindrucksvoll war für mich trotz vieler Besucher das nahe Künstlerstädtchen Sidi Bou-Said, ein Bilderbuch voller Bilder: Weiß-blaue Häuser, kunstvoll verzierte Holztüren, arabische Balkone und fliesenverzierte Terrassen mit Blick auf das glitzernde Mittelmeer machen den Ort zu einer wahren Sehenswürdigkeit. Nicht fehlen durfte natürlich das berühmte Café des Nattes, das August Macke in einem Aquarell verewigte.

Von Karthago bis Dougga: archäologische Bilderwelten zwischen Meer und Hügelland

Ein weiterer Schwerpunkt meiner Fotoreise galt den großartigen archäologischen Stätten, die ich auf verschiedenen Routen durch das Land besuchte. Eine der berühmtesten ist Karthago, deren Überreste sich heute über das moderne Carthage bei Tunis verteilen. Besonders eindrucksvoll: die Antoninus-Pius-Thermen mit Blick auf das Meer und das antike Theater, das noch immer die vergangene Größe erahnen lässt. An der nordöstlichen Küste faszinierte mich Kerkouane, eine phönizische Stadt auf einer Klippe über dem Meer, deren ungewöhnlich gut erhaltener Grundriss überrascht. Jedes Haus besaß hier eine eigene Badewanne, ein seltener Komfort in der Antike und ein bemerkenswertes Zeugnis früher Alltagskultur.

Im Landesinneren zählten das monumentale Amphitheater von El Djem, dessen gewaltige Bögen und steinerne Ränge bis heute eine fast ehrfürchtige Atmosphäre ausstrahlen, und die weitläufigen Ruinen von Sbeitla mit Jupitertempel, Forumsplatz und Triumphbogen zu meinen fotografischen Höhepunkten. In Dougga, einem der eindrucksvollsten römischen Orte Nordafrikas und wie Karthago, Kerkouane und El Djem UNESCO Welterbe, entstanden Bilder zwischen Theater, Kapitol und gepflasterten Gassen, inmitten grüner Hügel und atmosphärisch einzigartig.

Auch die weniger bekannten Ausgrabungen hinterließen bleibende Eindrücke: Thuburbo Majus, mit seinen Tempelresten zwischen blühenden Wiesen, und das elegant geschwungene Nymphäum von Zaghouan, das einst Teil der antiken Wasserversorgung Karthagos war. Was mich an all diesen Orten besonders bewegte, war die stille Harmonie zwischen historischem Erbe und natürlicher Umgebung.

Tunesiens Sahelküste: zwischen Strand, Souks und stillen Momenten

Die Sahelküste ist das Herz des tunesischen Tourismus: Mit langen Stränden, flachen Buchten und einer Vielzahl von Hotels zieht sie nun wieder verstärkt Urlauber an. Auch ich schlug hier für ein paar Tage mein Quartier auf, in Hammamet, wo die Mauern der alten Kasbah golden im Abendlicht glänzen und sich im ruhigen Wasser spiegeln. In den Gassen der Medina beobachtete ich Kunsthandwerker beim Teppichknüpfen und Gravieren von Messingtellern, ein Einblick in lebendige Tradition.

In Sousse führte mich der Weg in den Souk, wo sich zwischen Datteln, Gewürzen und Rosenblättern ein sinnliches Kaleidoskop tunesischer Produkte ausbreitete. In Monastir beeindruckte mich der massive Ribat, das aus dem 8. Jh. stammende Wehrkloster am Meer, ebenso wie das prachtvolle Mausoleum von Habib Bourguiba, ein Monument der jüngeren Geschichte mit ruhiger Würde.

Still und fast zeitlos wirkte dagegen Hergla, wo ich abseits des Trubels zwischen weiß getünchten Häusern mit blauen Türen spazierte und Korbflechtern bei der Arbeit mit Halfagras zusah. Mahdia schließlich blieb mir als besonders gelassener Ort in Erinnerung, mit seiner entspannten Medina und dem weiten Friedhof am Cap Afrique, dessen weiße Gräber sich bis zum Leuchtturm ziehen.

Südwärts in die Sahara: Weite, Sand und leise Geschichten

Südlich der Sahelküste beginnt ein anderes Tunesien. In den Höhlendörfern von Matmata lebten Menschen jahrhundertelang in unterirdischen Wohnhöfen, geschützt vor Hitze und Wind. Die kreisrunde Form der Troglodytenbauten und das einfallende Licht machten diesen Ort zu einem überaus spannenden Fotomotiv.

In Douz, dem Ausgangspunkt vieler Wüstentouren, begleitete ich eine kleine Dromedar-Karawane in die Dünen. Ich fotografierte Reiter, Quads und Wanderer, die ihre Spuren im Sand hinterließen. Am Abend folgte ein Picknick mit Nomaden am Lagerfeuer, begleitet von Tee, Couscous und Musik in entspannter Atmosphäre.

Eine echte Überraschung war der Salzsee Chott el-Djerid. Ich hatte Bilder von einer endlosen, weiß glänzenden Salzfläche im Kopf, doch heute ist der See weitgehend vom Wüstensand überzogen. Statt einer glitzernden Kruste lag eine spiegelglatte Fläche aus feinem Staub vor mir, die beinahe unwirklich wirkte. Über einen kilometerlangen Damm erreichte ich dann Tozeur, die Oasenstadt mit ihrer markanten Lehmziegelarchitektur. Die geometrischen Muster an den Fassaden boten faszinierende Motive voller Struktur und Rhythmus. Ein Abstecher führte mich in die Bergoasen Chebika und Tamerza. Zwischen engen Schluchten, plätschernden Bächen, kleinen Wasserfällen und hohen Dattelpalmen entstanden hier ganz andere Aufnahmen: grüne Inseln inmitten des kargen Südens.

Auf dem Rückweg führte mich meine Tour nach Kairouan. Die heilige Stadt mit ihrer gewaltigen Moschee und den malerischen Gassen der Medina schloss die Reise ab, mit Geschichte, Stille und dem Nachklang vieler Bilder.

Zwischen den Bildern: Tunesiens Küche entdecken

Zwischen den Fotostopps blieb immer wieder Zeit für kleine kulinarische Pausen. An Straßenständen probierte ich Brik, frisch ausgebackene Teigtaschen, gefüllt mit Kartoffelpüree, Kapern und einem ganzen Ei, und Berberbrot, frisch gebacken im Lehmtopf auf offenem Feuer. In den Cafés in den Medinas wurde süßer Minztee mit Pinienkernen serviert, dazu Makroud, Dattelgebäck mit Honig und Grieß. Im Strandrestaurant genoss ich Salade Tunisienne aus gegrilltem Gemüse und Thunfisch, den großen Hunger stillte das landestypische Couscous mit viel Gemüse und Lammfleisch. Harissa, die scharfe Gewürzpaste aus Chili, Paprika, Knoblauch, Kreuzkümmel und Koriandersamen, war fast überall dabei. Und dann: ein Teller voll reifer Datteln aus dem Süden, weich, süß, sonnenwarm. Auch sie gehören zu den Erinnerungen, die bleiben.

Tunesien – ein Land kehrt zurück

Tunesien erwacht touristisch neu, mit frischem Selbstbewusstsein, mit Wärme, Gastfreundschaft und einer unglaublichen Vielfalt an Sehenswürdigkeiten. Wer das Land bereist, entdeckt mehr als Geschichte und Sonne. Für mich war diese Fototour eine inspirierende Reise mit Bildern voller ornamentaler Farbenpracht und beeindruckendem Facettenreichtum. Ich weiß: Ich werde wiederkommen.

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